METTA SUTRA

Darum bemühe Dich, wenn du das Gute suchst,
nachdem Du Stille und Einsicht gefunden hast:
Sei energisch, aufrecht, ehrlich,
sanft, ansprechbar, ohne Stolz,
genügsam, bescheiden und zufrieden.
Tue nichts Böses und nichts, das die Weisen nicht tun würden.

Mögen alle Wesen glücklich sein.
Mögen sie in Frieden und Sicherheit leben.
Alle Lebewesen, ob stark oder schwach,
ob in hohen, mittleren oder tiefen Welten,
gross oder klein, sichtbar oder unsichtbar, nah oder fern,
geboren oder noch nicht geboren:
Mögen alle Wesen glücklich sein.

Hintergehe niemanden, und verachte niemanden, wo immer
sie sich auch befinden mögen. Lass Dich nicht durch Wut und
Ärger dazu verleiten, anderen etwas Schlechtes zu wünschen.
So wie eine Mutter ihr einziges Kind umsorgt und sogar ihr
eigenes Leben aufs Spiel setzt um es zu beschützen, so behüte
auch Du, mit einem unbegrenzten Geist, alle fühlenden Wesen
und lass Deine Liebe über die ganze Welt verströmen: Nach
oben und nach unten und in alle Himmelsrichtungen.
Ob stehend, gehend, sitzend, oder liegend: Wann immer Du
wach bist, bemühe Dich um diese Gesinnung.
Jenseits von Ansichten und Verlangen, mit einem klaren
Geist, erzeugst Du kein Leiden mehr
für Dich und andere.

 

MAKA HANNYA HARAMITA SHINGYO - Das Herzsutra

KAN JI ZAI BO SATZU GYO JIN HAN NYA HA RA MI TA JI SHO KEN GO
ON KAI KU DO IS SAI KU YAKU SHA RI SHI SHIKI FU I KU KU FU I SHIKI
SHIKI SOKU ZE KU SOKU ZE SHIKI JU SO GYO SHIKI YAKU BU NYO ZE
SHA RI SHI ZE SHO HO KU SO FU SHO FU METSU FU KU FU JO FU ZO
FU GEN ZE KO KU CHU MU SHIKI MU JU SO GYO SHIKI MU GEN NI BI
ZES SHIN NI MU SHIKI SHO KO MI SOKU HO MU GEN KAI NAI SHI MU I
SHIKI KAI MU MU MYO YAKU MU MU MYO JIN NAI SHI MU RI SHI
YAKU MU RO SHI JIN MU KU SHU METZU DO MU CHI YAKU MU TOKU
I MU SHO TO KO BO DAI SAT TA E HAN NYA HA RA MI TA KO SHIN MU
KEI GE MU KEI GE KO MU U KU FU ON RI IS SAI TEN DO MU SO KU
GYO NE HAN SAN ZE SHO BUTSU E HAN NYA HA RA MI TA KO TOKU A
NOKU TA RA SAN MYAKU SAN BO DAI KO CHI HAN NYA HA RA MI TA
ZE DAI JIN SHU ZE DAI MYO SHU ZE MU JO SHU ZE MU TO DO SHU
NO JO IS SAI KU SHIN JITSU FU KO KO SETSU HANNYA HA RA MI TA
SHU SOKU SETSU SHU WATSU GYA TE GYA TE HA RA GYA TE HARA SO
GYA TA BO JI SOWA KA HAN NYA SHIN GYO:

JI HO SAN SHI. I SHI FU. SHI SON BU SA. MO KO SA. MO KO HO JA HO
RO

 

DIE PRINZIPIEN DES ZAZEN
Eihei Dogen Kigen Zenji: Fukanzazengi

Der Weg ist in seinem Wesen vollkommen. Er durchdringt alles. Wie könnte er also von Übung und Verwirklichung abhängen? Das Fahrzeug der Lehre ist frei und losgelöst von allen Fesseln. Wozu also ist das konzentrierte Bemühen des Menschen notwendig? Wahrlich der WEG ist weit jenseits des Staubes der Welt. Wer könnte da glauben, es gäbe ein Mittel, es vom Staub zu befreien. Es ist nie von irgend jemand unterschieden, niemals Anderswo, sondern immer genau da, wo man gerade ist. Wozu also hierhin oder dorthin gehen um zu üben?

Und dennoch, wenn da ein Graben ist und sei er noch so schmal, bleibt das Tao so fern wie der Himmel von der Erde. Wenn auch nur die kleinste Vorliebe oder Abneigung aufkommt, verliert sich der Geist in der Verwirrung. Mag jemand glauben zu verstehen, die Weisheit zwar erahnend die alle Dinge durchdringt, sich täuschend über seine Erweckung mag er sich auf den Weg begeben und seine Seele geläutert haben und mag er so den Wunsch in sich tragen, den Himmel zu erklimmen: So hat er in begrenzter Weise begonnen, die Randzonen zu erforschen. Doch er ist noch lange nicht auf dem ursprünglichen Weg der vollkommenen Befreiung. Muss ich von Buddha sprechen, der die Erkenntnis von Geburt an besaß? Man spürt noch heute den Einfluss der sechs Jahre, während der er im Lotossitz saß, völlig unbeweglich. Die Weitergabe des Siegels bis in die heutige Zeit hat die Erinnerung an Bodhidharma bewahrt, der neun Jahre vor einer Wand in Versenkung saß. War es also schon so mit den Heiligen von einst, wie könnten sich da die Menschen von heute der Aufgabe entziehen, den Weg zu bewältigen?

Ihr müsst also diejenige Form der Übung aufgeben, die nur auf gedankliches Verständnis zielt, die den Worten nachläuft und bei der ihr an den Buchstaben klebt. Ihr müsst die Umkehr lernen, die euer Licht nach innen richtet. Um so euer wahres Wesen zu erleuchten. Körper und Seele werden dann von selbst verschwinden und euer ursprüngliches Gesicht wird sich zeigen.

Für Zazen ist ein stiller Raum geeignet. Esst und trinkt in Maßen. Verwerft alle Verpflichtungen und gebt alle Dinge auf. Denkt nicht: "Dies ist gut, das ist schlecht." Seid nicht parteiisch, nicht dafür noch dagegen. Haltet alle Bewegungen des bewussten Geistes an. Urteilt nicht mit Meinungen und Erwägungen. Beabsichtigt in keiner Weise, Buddha zu werden. Das Zazen, von dem ich spreche, ist nicht die gängige Lehre von der Meditation. Es ist nichts weiter als das Dharma von Frieden und Glück, die Verwirklichung vollkommener Erweckung. Zazen ist eine Offenbarung der letzten Wirklichkeit. Schlingen und Netze können sie nicht einfangen. Wenn ihr das einmal begriffen habt, werdet ihr sein wie der Drache, wenn er das Wasser erreicht und wie der Tiger, wenn er die Berge durchstreift. Denn man muss wissen, dass genau in dem Augenblick sich das wahre Dharma offenbart und dass man von Anfang an die körperliche und geistige Erschöpfung und die Zerstreuung verjagt.

Ferner die Öffnung des Wesens zur Erweckung; durch einen Finger, eine Fahne, eine Nadel, einen Holzhammer. Die vollkommene Verwirklichung durch einen Fliegenwedel, eine Faust, einen Stock, einen Schrei. Dies alles kann durch das dualistische Denken des Menschen nicht vollständig erreicht werden. In der Tat kann es auch durch die Ausübung übernatürlicher Kräfte nicht noch besser erkannt werden. Das ist jenseits dessen, was der Mensch hört und sieht - und ist das nicht ein Prinzip, das vor allem Wissen und jeder Wahrnehmung liegt? Wenn dem so ist, so besagt es wenig, ob man klug ist oder nicht. Es gibt keinen Unterschied zwischen dumm und klug. Die Bemühung, ganz und gar konzentriert zu sein, bedeutet in sich schon, den Weg zu bewältigen. Die Übung/Verwirklichung ist ihrem Wesen nach rein. Fortschreiten ist eine Sache des Alltags. Insgesamt wird das Buddhasiegel in dieser und in anderen Gegenden, in Indien wie in China respektiert. Als Besonderheit dieser Schule ist maßgebend: ganz einfach voll Hingabe an die Versenkung, unbeweglich und mit ganzem Einsatz zu sitzen. Wenn man auch davon redet, dass es so viele Seelen wie Menschen gibt, so bewältigen doch alle den Weg auf die gleiche Weise, durch die Übung des Zazen. Warum den Sessel aufgeben, der zu Hause für euch reserviert ist, um auf dem staubigen Boden fremder Gegenden umher zu irren? Ein einziger falscher Schritt und ihr weicht vom Pfade ab, der ganz klar vor euch liegt.

Ihr hattet die einzigartige Gelegenheit, menschliche Gestalt anzunehmen. Vertut nun nicht eure Zeit. Ihr tragt euren Teil der Essenz des Buddhaweges in euch. Wer würde sich da noch an Funken aus einem Kiesel erfreuen? Form und Substanz sind wie der Tau auf dem Blatt, das Schicksal ist wie ein Blitz verschwunden im Nu.

 

DEN BUDDHAWEG STUDIEREN - SHÔBÔGENZÔ GENJÔKÔAN
MEISTER DÔGEN (1200 - 1253)

Den Buddhaweg studieren heißt, sich selbst studieren.
Sich selbst studieren heißt, sich selbst vergessen.
Sich selbst vergessen heißt, von den zehntausend Dingen bezeugt werden.
Von den zehntausend Dingen bezeugt werden heißt, Körper und Geist von sich selbst und den anderen fallen lassen.
Die Spuren des Erwachens lösen sich auf, und die aufgelösten Spuren des Erwachens führen endlos fort.

 

ÜBER ZEN
DAIÔ KOKUSHI

Es gibt eine Wirklichkeit, die vor Himmel und Erde steht.
Sie hat keine Form, geschweige denn einen Namen.
Augen können sie nicht sehen.
Lautlos ist sie, nicht wahrnehmbar für Ohren.
Sie Geist oder Buddha zu nennen, entspricht nicht ihrer Natur,
wie das Trugbild einer Blume wäre sie dann.
Nicht Geist noch Buddha ist sie;
vollkommen ruhig erleuchtet sie in wunderbarer Weise.
Nur dem klaren Auge ist sie wahrnehmbar.
Das Dharma ist sie und wirklich jenseits von Form und Klang.
Das Dao ist sie, und Worte haben nichts mit ihr zu tun.
In der Absicht, Blinde anzuziehen,
ließ Buddha seinem goldenen Munde
spielerische Worte entspringen.
Seitdem sind Himmel und Erde überwuchert
mit dichtem Dornengebüsch.
O, meine lieben und ehrenwerten Freunde,
die ihr hier versammelt seid:
Wenn ihr euch danach sehnt,
die donnernde Stimme des Dharma zu hören,
gebt eure Worte auf, entleert eure Gedanken,
dann kommt ihr so weit, das eine Sein zu erkennen.

 

SHINJIN MEI - VERSE ÜBER DEN GLAUBENSGEIST
SÔSAN DAISHI

Der höchste Weg ist nicht schwer,
wenn du nur aufhörst zu wählen.
Wo weder Liebe noch Hass,
ist alles offen und klar.
Aber die kleinste Unterscheidung
bringt eine Distanz wie zwischen Himmel und Erde.
Soll ES sich dir offenbaren,
lass alle Abneigung beiseite.
Der Konflikt zwischen Neigung und Abneigung
ist eine Krankheit des Geistes.
Wird diese tiefe Wahrheit nicht verstanden,
versuchst du vergeblich, deine Gedanken zu beruhigen.

Der Weg ist vollkommen wie leerer Raum,
ohne Mangel und ohne Überfluss.
Nur wenn du wählst und zurückweist,
geht das So-Sein verloren.
Jage nicht äußeren Erscheinungen nach,
verharre auch nicht in der Erfahrung der Leerheit.
Bleibe gelassen im Einen,
und alle Verwirrung verschwindet von selbst.
Stellst du das Tätigsein ein
und kehrst zur Ruhe zurück,
ist dieses Bemühen nur selbst wieder Tätigkeit.
Wie willst du je das Eine erfahren,
wenn du in die Zweiheit verstrickt bleibst?
Wer ins Eine nicht vordringt
wird in keinem Bereich daheim sein.
Existenz zu verachten heißt,
Existenz zu verlieren.
Der Leerheit zu folgen heißt,
sich gegen die Leerheit zu wenden.

Je mehr Worte und Gedanken,
desto weiter entfernt von der Wirklichkeit.
Schneide Worte und Gedanken ab,
und ES durchdringt alles.
Kehrst du zur Wurzel zurück,
erfasst du die Wahrheit.
Hängst du der Erscheinungswelt nach,
verfehlst du das Wesen.
Ein Augenblick innerer Erleuchtung
trägt über die erste Leere hinaus.
Veränderungen in dieser relativen Leere
sind nichts als Täuschungen.
Kein Grund, die Wahrheit zu suchen.
Lass alle deine Meinungen fahren.
Zwiespältigkeit halte nicht fest.
Sei achtsam und folge ihr nicht.
Nur eine Spur von richtig und falsch,
und der Geist ist in Wirren verloren.

Weil es das Eine gibt, existieren die Zwei,
doch halt' auch nicht fest an dem Einen.
Wenn der Geist der Einheit nicht entsteht,
sind die zehntausend Dinge nicht schuld.
Wo keine Schuld ist, ist auch kein Ding.
Das Subjekt vergeht mit dem Objekt.
Das Objekt vergeht mit dem Subjekt.
Das Objekt ist Objekt wegen des Subjekts.
Das Subjekt ist Subjekt wegen des Objekts.
Willst du beide Ebenen kennen:
Sie sind ursprünglich die eine Leerheit.
Die eine Leerheit ist die gleiche in beiden.
In gleicher Weise enthalten sie alle Dinge.
Unterscheidest du nicht zwischen fein und grob,
wie kann es dann Vorurteile geben?

Der große Weg ist dem Wesen nach weit.
Nichts ist leicht, nichts schwierig.
Engherzige Ansicht führt zu Besorgnis.
Je mehr du eilst, umso länger brauchst du.
Hängst du an solchen Ansichten,
verlierst du das Maß und gehst in die Irre.
Lass los, und alles ist natürlich.
In der Wesensnatur gibt es kein Kommen und Gehen.
Handle gemäß deiner Natur,
und due stimmst mit dem Weg überein;
gehst ihn gelassen und frei ohne Sorge.

Gedanken lenken ab von der Wahrheit.
Aber ein dumpfer Geist führt auch nicht weiter.
Wenn du verabscheust, verwirrt sich der Geist.
Was hilft es schon, für oder gegen etwas zu sein?
Wenn du das eine Fahrzeug nehmen willst,
hege keine Abneigung gegen die Welt der Sinne.
In der Tat, wer die Sinneswelt nicht hasst,
ist eins mit der wahren Erleuchtung.

Der Weise hat keine Ziele,
die Unwissenden lassen sich fesseln;
denn obwohl es einen Unterschied zwischen
den Dingen nicht gibt,
bleiben sie an manchem hängen.
Ist das nicht ein gewaltiger Fehler?
Ruhe und Unruhe kommen aus der Illusion,
Erleuchtung kennt weder Vorliebe noch Abneigung.
Alle dualistischen Ansichten
kommen aus falschen Schlüssen.
Sie sind Träume, Phantasien und Flecken vor deinen Augen.
Warum versuchst du, sie zu fassen?
Gewinnen und verlieren, richtig und falsch,
lass sie ein für allemal ziehen.

Wenn die Augen nie schlafen,
hören die Träume von selbst auf.
Wenn der Geist nicht unterscheidet,
sind alle Dinge das eine So-Sein.
Das Wesen dieses einen So-Seins ist ein Geheimnis:
Unbewegt, absolut, alle karmische Bindungen vergessend.
Siehst du alle Dinge gleich,
kehren sie heim zum natürlichen Sein.
Ursachen verschwinden, Vergleiche sind nicht möglich.

Bewege dich nicht, und die Bewegung hört auf.
Bringe Ruhe in die Bewegung, und es gibt keine Ruhe.
Wenn beide nicht sind, kann eines dann sein?
Im Absoluten sind keine Regeln.
Der Geist, im Einklang mit ihm, wird unparteiisch
und hört auf zu planen und zu streben.
Wenn Zweifel und Argwohn ausgeräumt,
ist wahrer Glaube beständig und fest.

Alle Dinge sind vergänglich,
nicht notwendig, sie sich zu merken.
Leer, klar und selbstleuchtend
bemüht der Geist sich nicht.
Das ist der Platz des Nichtdenkens,
schwer auszuloten mit Intellekt und Gefühl.

In der Dharmawelt des So-seins
ist kein Anderes und kein Ich.
Wenn man dich bittet, es sofort zu erklären,
kannst du nur sagen: "Nicht-Zwei".
Wenn Nicht-Zwei, dann ist alles gleich;
nichts, was nicht eingeschlossen wäre.
Die Weisen der zehn Richtungen
sind alle in diese Weisheit eingetreten.
Es ist jenseits von Ausdehnung und Zusammenziehung.
Ein Augenblick der Wahrnehmung ist zehntausend Jahre.
Weder Sein noch Nichtsein,
das ganze Universum liegt vor deinen Augen.
Das unendlich Kleine ist gleich dem Großen,
Grenzen sind verschwunden.
Das unendlich Breite ist gleich dem Schmalen,
keine Teilung ist sichtbar.

Sein ist nichts anderes als Nichtsein.
Nichtsein nichts anderes als Sein.
Wenn es für dich nicht so ist,
bleib keinesfalls in diesem Bewusstseinsstand!
Alles ist eins, eines ist alles.
Wenn du das erfährst,
warum ängstigst du dich dann, Vollendung nicht zu erreichen?

Der Glaubensgeist ist Nicht-Zwei.
Nicht-Zwei ist der Glaubensgeist.
Worte gehen fehl, es zu benennen.
Es ist nicht von der Vergangenheit,
der Zukunft oder Gegenwart.

 

LIED AUF ZAZEN
HAKUIN JENJI

Alles Seiende ist seiner Natur nach Buddha,
wie Eis seiner Natur nach Wasser ist.
Getrennt vom Wasser gibt es kein Eis,
getrennt vom Seienden kein Leben des Buddha.

Wie traurig, dass die Menschen das Nahe nicht achten
und die Wahrheit in der Ferne suchen:
Wie einer, der mitten im Wasser aufschreit vor Durst,
wie ein Kind aus wohlhabendem Hause,
das umherirrt unter den Armen.

Verloren auf des Unwissens dunklen Pfaden
zieh'n wir dahin durch die sechs Welten,
von dunklem Pfad zu dunklem Pfad.
Wann werden wir frei von Geburt und Tod?

O Zazen des Mahayana! Ihm sei höchstes Lob!
Mildtätigkeit, Gebote, die vielen Paramitas,
das Wiederholen des Namens Buddha, Zerknirschung, Übung
und zahllose andere gute Werke - alle haben ihren Ursprung darin.

Wer nur einmal Zazen versucht,
löscht zahllose vergangene Sünden.
Wo sind die dunklen Pfade geblieben?
Das reine Land ist nicht fern.

Wer nur einmal diese Wahrheit hört
und ihr dankbaren Herzens lauscht,
sie preist, sie verehrt,
erlangt Segnungen ohne Ende.

Jene aber, die sich nach innen wenden und die Selbst-Natur bezeugen -
die Selbst-Natur, die eine Nicht-Natur ist -
geh'n über bloße Lehren weit hinaus.

Das Tor der Einheit von Ursache und Wirkung öffnet sich.
Der Weg, der weder zwei noch drei ist, führt geradeaus.
Als Form, die Nicht-Form ist, sind wir nie irgendwo anders,
ob wir kommen oder gehen.
Als Gedanke, der Nicht-Gedanke ist,
sind selbst Gesang und Tanz die Stimme des Dharma.

Wie grenzenlos frei der Himmel des Samadhi!
Wie hell der Mond der vierfachen Weisheit!
Fehlt noch etwas in diesem Augenblick?
Nirvana vor unseren Augen.
Das Lotus-Land an diesem Ort.
Dieser Leib, das Leben des Buddha.

 

HONSHIN NO UTA - DAS LIED VOM WURZELGEIST
BANKEI EITAKU (1622 - 1693)

Ungeboren und unvergänglich
ist der Geist der Quelle.
Erde, Feuer, Wasser und Wind
nur eine Absteige über Nacht.

Angekettet an dieses
vergängliche brennende Haus,
entzündest du selbst das Feuer,
nährst die Flammen,
die dich verzehren.

Kehre suchend um
zu jener Zeit,
als du zur Welt kamst:
du hast alles vergessen!

Bewahre deinen Geist so
wie er bei deiner Geburt war,
und sogleich wird dieses dein Selbst
zum Lebenden Tathâgatâ.

Ideen und Gedanken,
was gut ist, was schlecht -
sind alles nur Spuren
deines eigenen Ich.

Ein brennendes Feuer im Winter
verbreitet Wohlgefühl;
wenn der Sommer kommt -
nur lästige Hitze.

Und die liebliche
Sommerbrise -
noch vor dem Herbst
wird sie zur Plage.

Bist du zu Geld gekommen,
verachtest du die Armen.
Weißt du nicht mehr wie es war,
als du nichts zu beißen hattest?

Das Geld, dein Leben lang gesammelt,
aufgehäuft mit besessenem Geist,
siehst du mit Abscheu und Schrecken
von Hungergeistern umdrängt.

Dein Leben nicht achtend,
hast du es dem Goldhunger geopfert.
Da du dein Leben verrinnen siehst,
jetzt ist all dein Geld nutzlos.

Eitles Streben, krampfhaftes Halten -
ich hab' nichts mehr damit im Sinn.
Darum kann ich jetzt behaupten:
Die ganze Welt ist wahrhaft mein!

Deine Sehnsucht nach der Geliebten
ist nur jetzt aktuell,
sie kommt aus der Zeit,
bevor du sie kanntest.

Sich jemand ins Gedächtnis rufen
heißt: nicht vergessen können.
Niemand zu rufen heißt
niemand vergessen haben.

Blickst du in die Vergangenheit -
sie ist nur ein Abendtraum.
Hast du das erkannt,
ist alles was du siehst nur Lüge.

Wer sich erbittern lässt vom Leben
dieser Welt der treibenden Sorgen,
quält sich selbst, verstört seinen Geist
und brütet dumpf über leeren Träumen.

Da dieser treibenden Welt
letztlich keine Wirklichkeit zukommt -
statt deinen Geist an Dinge zu hängen,
lass' los, lass' los!

Wenn du an Dingen nicht hängst,
wird die treibende Welt vergehen.
Nichts bleibt übrig, leeres Nichts -
das heißt: ein lebender Buddha.

Den besessenen Geist
bringst du selbst hervor,
wenn er dich gnadenlos plagt -
schilt dich selbst und sonst niemand!

Tust du das Böse:
Dein Geist ist der Dämon.
Keine Hölle ist zu finden
außer in dir selbst.

Die Hölle verabscheuen,
den Himmel ersehnen -
so machst du dir Leiden
in einer fröhlichen Welt.

Du denkst: Gut
heißt das Böse hassen.
Böse ist nur
der hassende Geist.

Du sagst: Gut
ist das Gute tun.
Böse ist nur
der redende Geist.

Gut und Böse zusammen
rolle zu einer Kugel.
Wickle sie in Papier und
fort damit und vergessen!

Geheimnisse und Wunder
hat es nie gegeben.
Nur wenn du nicht verstehst,
siehst du seltsame Dinge.

Das ist das Trugbild,
das dich narrt,
das die Trugwelt uns
als wahr unterschiebt.

Ruf, Geld, Bauch, Schlaf und Sex -
hast du die fünf Begierden erlernt,
werden sie für dich
Wegweiser des Lebens.

Regeln des richtigen Handelns
hat es nie gegeben.
Der Kampf zwischen Gut und Böse
ist nur eine Falle des Ich.

Hast du die Lehre
der Buddhas erfasst,
wirst du erkennen:
Du hast nichts gelernt!

Erleuchtung und Verblendung
gibt es von Anbeginn nicht.
Sie sind nur gefundene Ideen,
von deinen Eltern nie vererbt.

Wenn du denkst, der Geist,
der Erleuchtung erlangt, sei dein,
kämpfen nur Gedanken
in dir miteinander.

Ich kümm're mich nicht mehr
um Erleuchtung den ganzen Tag,
und daher kommt es:
Am Morgen wach' ich ausgeschlafen auf!

Beten um Heil in kommenden Welten,
beten für deine egoistischen Ziele,
heißt nur häufen und türmen
Anmaßung auf Ichsucht.

Müde bin ich jetzt
des Gebets nach Erlösung,
gehe ruhig meinen Weg
und lasse den Atem gehen.

Stirb - und dann lebe
Tag und Nacht inmitten der Welt.
Hast du das vollendet,
hältst du den Globus in der Hand.

Die Buddhas tun mir leid:
mit all ihrem Schmuck,
wie müssen sie geblendet sein
von diesem Glanz!

Zu früh für dich,
Buddha im Schrein zu sein,
lieber ein Wächterdämon
draußen vor dem Tor!
Suchst du im Reinen Land
nur deinen Lohn,
schämst du dich nicht
vor dem Buddha dann?

Niemand hat Feinde,
nicht bei der Geburt.
Du schaffst sie dir selbst
im Streit um Gut und Schlecht.

Ursache und Wirkung sind klar
erkennbar. Verblendet wirst du und
weißt doch nicht: Du allein hast dir
selbst das angetan -
Das nennt man Ichbezogenheit.

Großgeworden in der Welt der
Bedingtheit, großgeworden in der
Welt der Vergänglichkeit;
mit solcher Verblendung
bist du nur der Verlierer!

Der nicht-bedingte Geist
ist ursprünglich ungeboren.
Das Bedingte hat kein Sein,
darum gibt es keine Verblendung.

Mögen die Jahre vergehen,
der Geist wird nicht älter:
der Geist, der sich
selbst immer gleich bleibt.

Beispiellos, wunderbar!
Du hast gesucht und gefunden
den, der nie alt wird:
Ich allein!

Das Reine Land,
wo man friedlich zu Rate geht,
ist hier und jetzt, nicht entfernt
Millionen von Meilen.

Wer dir eine Teeschale zuwirft -
fang' sie!
Fang sie flink mit weichem Tuch,
dem Stoff deines wachen Geistes!

 

BENDOWA - ANFANG DES SHOBOGENZO
DOGEN ZENJI (1200 - 1253)

Das Zazen auch nur eines einzigen Menschen
In einem einzigen Augenblick
Stellt unsichtbare Harmonie mit allen Dingen her
Und hallt wider durch alle Zeit.
So trägt dieses Zazen die Wahrheit
In Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart
Dieses grenzenlosen Universums endlos weiter.
Jeder Augenblick Zazen ist gleichermaßen
Ganzheit der Übung,
Ganzheit der Verwirklichung.
Dies ist nicht nur üben im Sitzen,
Sondern wie ein Hammer, der die Leere anschlägt -
Vorher und nachher klingt sein feiner Klang überall hin.
Wie kann es auf diesen Augenblick beschränkt sein .....
Sitze hingabevoll in Zazen,
Lass alle Dinge los.
Dann wirst du über die Grenzen von Verblendung
Und Erleuchtung hinausgehen,
Und abseits der Pfade des Gewöhnlichen und des Heiligen
Wirst du dich augenblicklich frei bewegen können,
Außerhalb des gewöhnlichen Denkens,
Bereichert von großer Weisheit.
Wenn du dies tust,
Wie können dann jene, die sich mit der Fischreuse
Oder dem Jagdnetz der Worte und Buchstaben abgeben,
Mit dir verglichen werden!